Die Naturwacht Brandenburg hatte im Naturpark Westhavelland in der vergangenen Woche tot aufgefundene Kraniche zur Untersuchung beim Veterinäramt des Landkreises Havelland abgegeben. Das Landeslabor hat die Tiere getestet. Der bestätigtepositive Befund unserer drei untersuchten Kraniche aus dem Naturpark Westhavelland, Fund am Gülper See, ist in der Nacht vom 22.10.25 zum 23.10.25 durch das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) übermittelt worden. Damit ist das Auftreten der Geflügelpest im Wildvogelbestand im Landkreis Havelland offiziell bestätigt und amtlich festgestellt worden.
Der Beigeordnete Michael Koch führt dazu aus: "Unser Verdacht hat sich leider bestätigt. Wie auch in anderen Landkreisen und Bundesländern haben wir jetzt offiziell den Ausbruch der Geflügelpest im Wildvogelbestand. Jetzt geht es darum, den Schaden bestmöglich einzugrenzen. Bürgerinnen und Bürger rufe ich daher auf, die Handlungsempfehlungen des Landkreises zum Umgang mit der Geflügelpest zu befolgen. Es findet ständig ein Monitoring und eine Bewertung der Lage durch die Fachverwaltung statt. Daraus leiten wir dann unsere Maßnahmen ab."
Der Landkreis Havelland wird noch im Laufe des 23.10.2025 eine Allgemeinverfügung erlassen, mit der die risikobasierte Aufstallung von Hausgeflügel angeordnet wird. Diese wird zum 24.10.2025 in Kraft treten. Die Regionen werden nach folgenden Kriterien bewertet: Vorkommen und Verhalten von Wildvögeln, Geflügeldichte, örtliche Gegebenheiten, umliegende Fließgewässer/Gewässer, Naturschutzgebiete insbesondere Wildvogelrastplätze.
Über die genaue Gebietskulisse wird gesondert informiert.
Tierhalterinnen und Tierhalter von Hausgeflügel oder weiteren gehaltenen Vögeln werden daher nochmals dringend aufgefordert, ihre Sicherheitsmaßnahmen strikt einzuhalten. Geflügel soll unbedingt von Wildvögeln abgeschirmt gehalten werden. Die Übertagung der Krankheit erfolgt zum Beispiel über den Kot der Wildvögel und die gemeinsame Benutzung von Futter- und Wassernäpfen. Futterstellen für Geflügel sollten daher nur in Ställen aufgestellt werden. Fremde Personen sollen Geflügelhaltungen nicht betreten und Schuhwerk soll vor Betreten der Haltungen unbedingt gewechselt werden.
Tierhalterinnen und Tierhalter müssen sich darauf einstellen, dass bei fortschreitender Ausbreitung der Erkrankung weitere Regionen im Landkreis Havelland von der Aufstallungspflicht betroffen sein können.
Weiterhin werden Jagdausübungsberechtigte gebeten, in den betroffenen Regionen die Jagd auf Wildgeflügel zunächst zu unterlassen. Sollte dennoch gejagt werden, ist ab sofort bis auf Weiteres von jedem erlegten Stück Wildgeflügel eine Tupferprobe beim Veterinäramt abzugeben. Auskünfte dazu können unter tiergesundheit@havelland.de eingeholt werden.
Für Teile der Havelländischen Kommunen (Märkisch Luch, Nauen und Ketzin/Havel) um den Fundort in einem Mastbetrieb in Weseram (Potsdam-Mittelmark) gilt bis auf weiteres die Allgemeinverfügung vom 20.10.2025. Diese enthält rechtsverbindliche Regelungen für Halterinnen und Halter von Geflügel und Vögeln.
Der Landkreis Havelland hatte bereits am Dienstag durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Umweltamtes und des Veterinäramtes die Schlafplätze der Kraniche nördlich von der Kernstadt Nauen mit Drohnen beflogen, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen. Gleiches wurde am 22.10.2025 im Naturpark Westhavelland durchgeführt.
Der Gülper See mit den Niederungsflächen der unteren Havel ist ein wichtiges Rastgebiet für Zugvögel. Am zurückliegenden Wochenende rasteten dort nach Angaben der Naturwacht Brandenburg ca. 20.000 Gänse und 15.000 Kraniche. Sie erholen sich für eine gewisse Zeit um dann ihren Flug in die Überwinterungsgebiete in Südeuropa fortzusetzen. Die Rast der Zugvögel findet jährlich im Herbst zwischen Oktober und Mitte November statt.
Ein weiteres Einzugsgebiet für Kraniche befindet sich im Rhinluch insbesondere im Bereich der Linumer Teiche im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Das Gebiet reicht bis in das Havelländische Luch im Landkreis Havelland. Insbesondere in den Bereichen des Gülper Sees im Westhavelland und des Großen Havelländischen Kanals in Nauen im östlichen Havelland befinden sich Schlafplätze der Großvögel. Naturschützer teilen mit, dass sich in Ostprignitz-Ruppin zurzeit ca. 25.000 Tiere, im Nauener Einzugsgebiet derzeit noch ca. 500 bis 1.000 Tiere und am Gülper See ca. 4.500 Tiere aufhalten. Sie setzen zeitlich gestaffelt ihren Weiterflug je nach Wetterlage vorwiegend bei günstiger Thermik fort.
Mehrere Bundesländer meldeten seit einigen Tagen eine erhöhte Sterblichkeit bei Kranichen.
Geflügelpest ist eine hochansteckende und bei vielen Vogel- und Geflügelarten rasch tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Aufgrund der gegenwärtig starken Zugaktivität von Kranichpopulationen und anderen Wildvögeln, muss mit einer weiteren, möglicherweise großflächigen Ausbreitung von HPAIV Infektionen in der nächsten Zeit gerechnet werden.
In seiner aktuellen Risikoeinschätzung setzt das FLI das Risiko für weitere Ausbrüche in Geflügelhaltungen und Fälle bei Wildvögeln daher wieder auf "hoch".
Bürgerinnen und Bürgern steht das Amt für Landwirtschaft, Veterinär- und Lebensmittelüberwachung für Fragen unter der Telefonnummer 03321 403 5515 sowie per E-Mail unter tiergesundheit@havelland.de zur Verfügung. Allgemeine Hinweise zu der Erkrankung erhalten sie auf der Internetseite des Landkreises.
Die Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der Geflügelpest können auf dem Internetauftritt des Landkreises Havelland abgerufen werden.
Quelle: Landkreis Havelland

