FilmErnst - Sehend lernen - Die Schule im Kino
09.00 Uhr
Zirkuskind
Film: Deutschland 2025 / Dokumentarfilm / 86 Minuten / 2.-5. Jahrgangsstufe
»In der Manege musst du zeigen, was in dir steckt.« Santino hört genau hin, was ihm sein großväterlicher, bester Freund zu sagen hat: Worauf es von klein auf ankommt, wenn man die Familientradition fortsetzen, sich mit Haut und Haaren dem Zirkusleben verschreiben will. Heute, an einem schönen Frühlingstag, wird Santino elf Jahre alt. Wir werden ihn und seine Familie ein Jahr lang begleiten und sehen: Sie alle haben Zirkusblut in ihren Adern. Sie alle sind mit Leidenschaft dabei. Eine Gemeinschaft, in der sich jeder auf jeden verlassen kann. Der Blick hinter die Kulissen – aus den Augen von Kindern, für die Augen von Kindern – zeigt das Schöne und spart das Schwere nicht aus: Welchen Einsatz und welche Energie es erfordert, von Stadt zu Stadt zu ziehen, bei jedem Wetter das Zelt aufzubauen, die Tiere zu versorgen, seine Auftritte zu trainieren. Santino wechselt im Takt des Tourplans die Schulen. Stets aufs Neue wird er gefragt, wie das so ist: ohne feste Wohnung und ohne feste Freunde. Das Zentrum für alle ist Opa »Ehe«. Berührend, wie er dem Enkel in großer Vertrautheit aus seinem Leben erzählt. Auch von den harten Zeiten, von Familienmitgliedern, die unter den Nazis in Lager gesteckt wurden und nicht überlebten. »So was darf nicht vergessen werden!« Jetzt, mit 80, ist der Ur-Opa der älteste Zirkusdirektor Deutschlands – und er genießt seine Rolle: Wenn er in roter Uniform mit Kordeln und Epauletten am Eingang des Zeltes steht, jeden einzelnen begrüßt und dann die Manege freigibt für die Show, dann ist er wie verwandelt und mit ihm das Publikum. Über Sommer, Herbst und Winter hinweg, bis zu Santinos 12. Geburtstag, werden wir mit der Zirkusfamilie Frank und ihrem kleinen, aber feinen »Circus Arena« vertraut gemacht – und ganz sicher auch ein Stück verzaubert.
Hereinspaziert! Der Zirkus kommt ins Kino, mit einem »besonderen Kinderfilm«.
09.45 Uhr
Lars is LOL
Film: Norwegen 2023 / Spielfilm / 85 Minuten / 4.-6. Jahrgangsstufe
»Du bist nichts weiter als eine riesengroße Fakerin!« Als Amanda endlich den Mut aufbringt, Anna ihre Empörung ins Gesicht zu sagen, ist es fast schon zu spät. Amanda hat ihren Klassenkameraden Lars hintergangen und ihre beste Freundin Sari angelogen – und das alles wegen eines üblen Social-Media-Scherzes. Sie weiß um ihren Riesenfehler, und die Schuldgefühle lasten schwer auf ihr. Vor allem, weil Lars keine Entschuldigung annehmen will, für ihn ist die Freundschaft unwiderruflich zu Ende. Begonnen hatte ihre Beziehung am ersten Tag des neuen Schuljahres. Amanda freute sich sehr darauf, künftig einen Erstklässler als »Patin« zu begleiten. Doch die Lehrerin teilt ihr, unabgesprochen, den Neuen in der Klasse zu. Sie zögert zwar, aber da ihr auch die Eltern zuraten und es als tolle Herausforderung betrachten, willigt Amanda ein. Künftig wird sie sich um Lars kümmern. Der gemeinsame Nachhauseweg ist ihre erste gemeinsame Aufgabe, die beiden überraschend gut gelingt. Lars erweist sich als Frohnatur – und dass er ein Kind mit Trisomie21 ist, scheint für die weitere Freundschaft ohne Bedeutung. Zumal beide totale Harry-Potter-Fans sind und gemeinsam viel Spaß an Rollenspielen und Zaubersprüchen haben. Bis Anna auf eine furchtbar blöde Idee kommt: Amanda soll, mit einer die Stimme verstellenden Sprach-App, Lars anrufen und ihn fragen, wo man das Down-Syndrom kaufen könne. Vor versammelter Schülerschaft werden Bilder von Lars, dem »zurückgebliebenen Riesenbaby«, projiziert und ins Netz gestellt. Lars’ Verletzung und Enttäuschung könnte nicht größer sein. Das Mobbing der anderen hat ihn wieder einmal voll getroffen. Amanda wird sich sehr anstrengen müssen, nicht nur bei einer Zauberspruch-Performance, bis Lars am Ende doch vor allen verkündet: »Entschuldigung akzeptiert!«
Lachen mit und nicht über Lars: Gib Mobbing keine Chance!
10.30 Uhr
Juniors
Film: Frankreich 2022 / Spielfilm / 97 Minuten / 7.-9. Jahrgangsstufe
»Oben kurz, hinten etwas länger. Wie bei ›Snake‹«, so wünscht sich Jordan die neue Frisur. Gutwillig geht sein Freund Patrick ans Werk, doch der Schnitt misslingt ihm total. Das führt die beiden kurzerhand zur Radikallösung einer Glatze. In diesem markant-neuen Outfit präsentiert sich Jordan den Play-Station-Partnern im fernen Korea. Die deuten den Kahlkopf fatalerweise als Zeichen eines Tumors – und überweisen online gleich ein paar Euro. Der koreanische Trugschluss bringt Jordan auf eine hirnrissige Idee: Per Videokanal verkündet er die Botschaft seiner Krebserkrankung, verknüpft mit der Bitte um Spenden für die teure Therapie. Der Schwindel ist gewaltig, aber vorerst geht alles gut und sogar besser als gedacht: In der Schule verbrüdern sich alle mit Jordan, scheren sich aus Solidarität die Köpfe kahl. Während er und Patrick bislang eher gemobbt wurden, werden sie plötzlich, von Mitschülern und Lehrern, mit Rücksicht und Fürsorge bedacht. Das Spendenkonto wächst derweil rasant, fast 3.500 Euro sind schon erreicht. Die den anderen vorgegaukelte Chemotherapie sollte Jordan im Stillen daheim überbrücken. Patrick schärft dem Freund größte Vorsicht ein, doch den hält es nicht zu Hause. Vor allem auch, weil sich eine – zuvor nie für möglich gehaltene – Beziehung zu Fanni anbahnt. Nahezu zwangsläufig aber mehren sich die Zeichen, dass der Schwindel bald auffliegt. Die Zeit nach der Enttarnung wird schmerzhaft. Jordan hat das Vertrauen aller grob missbraucht. Die schwer Enttäuschten reagieren aggressiv – und selbst die Spende des unter falschen Voraussetzungen eingeworbenen Geldes an die Kinderklinik kann die Schuld nicht tilgen. Am Ende sitzt Jordan mit seiner Mutter vor der Schulkonferenz, die über seinen weiteren Weg entscheiden wird.
Ungelogen: ein großartiger Jugendfilm mit Ernst und Empathie.
11.45 Uhr
Mit der Faust in die Welt schlagen
Film: Deutschland 2025 / Spielfilm / 111 Minuten / 8.-13. Jahrgangsstufe
»Wenn ich groß bin, will ich auch mal in nem Wolkenkratzer wohnen.« Verträumt schaut Tobi aus dem Autofenster auf die kahlen Plattenbau-Fronten in Hoyerswerda. Die Großeltern sind mit ihm und seinem älteren Bruder Philipp in die Stadt gefahren. Im Einkaufszentrum essen sie Pommes und Burger; im Zeitungsladen lässt Tobi aus einem »Romy«-Heftchen ein Silberkettchen mitgehen, vielleicht für Elisabeth. Es war ein schöner Ausflug, eine Abwechslung. Nun geht es zurück nach Hause, in die Oberlausitz. Blühende Landschaften, wenn sie an gelb leuchtenden Rapsfeldern vorbeikommen. Ansonsten aber ist der Alltag hier eher trist, die Stimmung gedrückt im Jahre 2006. Die Eltern bauen schon ewig am Einfamilienhäuschen mit Garten und noch immer ist es nicht fertig. Das Geld ist knapp, reicht weder für den Urlaub noch für ein neues Auto. Der Vater hat nach der Wende seine Arbeit im Waggonbau verloren, dann den Montagejob in Bayern. Jetzt schreibt er erfolglos Bewerbungen. Die Mutter rackert sich ab als Krankenschwester. Die Söhne sind mehr oder weniger sich selbst überlassen. Sie beobachten genau, was die Erwachsenen tun und lassen, worüber sie reden, was sie verschweigen. In der Schule sehen sie, wer das Sagen hat und die Richtung vorgibt. »Sieg heil!«, brüllen ein paar Kerle aus dem Fenster des VW-Golf, während der Hausmeister auf dem Hof versucht, ein Hakenkreuz auf einem Stein zu überdecken. Bald wird Philipp ihre Gemeinschaft suchen und die fälligen Bewährungsproben nicht ablehnen können. Es sind keine pubertären Scherze mehr. Auch Tobi wird gefragt, ob er demnächst nicht mal mitkommen wolle. »Warum nicht?«, antwortet er. Fast zehn Jahre später wird er als Elektrikerlehrling in seiner alten Schule, nun eine Ruine, die Leitungen wieder anklemmen. »Das ist eine Schule, kein Flüchtlingsheim«, steht an einer Wand geschrieben.
Ein Film, der unter die Haut geht. Sensibel erzählt, beeindruckend gespielt.
Weitere Anmeldungen –am schnellsten – online unter: anmeldung@filmernst.de oder telefonisch im FILMERNST-Kinobüro Tel: (03378) 209-161 / 148
Der Eintritt für die Veranstaltungen der SchulKinoWochen beträgt 4,50 € pro Schüler. Für zwei Begleitpersonen pro Klasse kostenfrei.
Veranstaltet werden die SchulKinoWochen von VISION KINO – Netzwerk für Film- und Medienkompetenz – in Kooperation mit FILMERNST. Gefördert durch das Medienboard Berlin-Brandenburg, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Filmförderungsanstalt (FFA).
Weitere Infos www.filmernst.de