Das heutige Rathaus wurde im Jahr 1912 ursprünglich als Verwaltungsgebäude der Nitsche & Günther AG, eines optischen Großbetriebes, gebaut. Die Firma bezeichnete sich selbst als „größte Spezialfabrik für Brillen und Brillengläser“ ihrer Zeit.

Wer heute das Rathaus  besucht, kann in etwa ermessen, was bei „Nitsche & Günther“ allein so an Buchhaltung täglich über die Schreibtische abgewickelt worden sein muss. In Kriegszeiten wurden die optischen Betriebe Rathenows gezwungen, Produkte für das Militär zu liefern. Nach 1945 wurden stark beschädigte Produktionsstätten durch Kriegseinwirkung enteignet und verstaatlicht unter anderem  das Unternehmen „Nitsche & Günther“. Aus dem Unternehmen wurde der VEB “Rathenower Optische Werke (ROW)”.

1989, nach der politischen Wende, gab es auch wirtschaftliche Veränderungen. Von ROW mit ca. 4.000 Angestellten blieben 20 optische Kleinunternehmen mit ca. 800 Mitarbeitern übrig.

Das Verwaltungsgebäude in der Berliner Straße 15 zeichnete sich durch einen imposanten Haupteingang aus, der an die Prachtbauten Berlins erinnerte. Der Eingang war 1912 aus sizilianischem Sandstein gestaltet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude erheblich beschädigt und der einst prächtige Eingang samt seiner Säulen und dem Tympanon wurde bei Renovierungen in den 1980 Jahren entfernt. In den Jahren 1996-1997 erfolgte nach Jahren des Leerstands eine umfassende Rekonstruktion des Gebäudes. Dabei wurde der historische Charakter des Bauwerks wiederhergestellt, einschließlich des Eingangsbereichs. Heute dient das Gebäude als Rathaus und ist ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt.

Weitere Informationen:
​​​​​​​Rathenower Optische Werke – Wikipedia
​​​​​​​Rathenow - Stadt der Optik - SOLIRA